Nach langer Wartezeit, nun endlich der Bericht unserer überwältigend schönen Sauerlandtour. Dafür ist der Bericht auch etwas länger geworden.
Tag 1 – Anreise
Mehr ging nicht. Schon seit ein paar Tagen bescherte uns der Wetterbericht beinahe stündlich eine andere Vorhersagen, sodass wir schon überlegen mussten ob wir die Tour überhaupt antreten wollen. Am Tag der Anreise stellte sich das Wetter zwar als unbeständig aber durchaus „aushaltbar“ dar.
Startpunkt war, wie im letzten Jahr, der Parkplatz von Bernd Lohrig, unserem Ducati Händler. Ein bisschen Regen begleitete uns dann ungefähr eine Stunde. Zum ersten Tankstopp im schönen Barntrup war es schon wieder trocken. Zum Glück hatten sich die meisten von uns vorsichtshalber trotzdem schon die Regenkombi übergeworfen. Später sollte es dann nämlich noch mal zu nieseln anfangen. Nichts was uns hätte aufhalten können, schließlich hatten wir heute schon Probleme mit einem Zündschlüssel, einer entladenen Batterie, schmerzendem Rücken, einem Präsi als Halbinvalide, dem aufs Moped geholfen werden musste, und einer beinahe verloren Heckverkleidung, die unbedingt noch auf die Gepäckrolle geschnürt werden musste …
Unsere nächste Pause begingen wir im Dörfchen Schieder, im kleinen Eiscafé Venezia, das seine guten Ruf gerecht wurde. Danke an Torsten für den Zwischenstopp!
Ab hier begannen auch die Kurven die wir uns schon so ersehnt hatten. So gut es ging nutzten wir diese auch voll aus. Natürlich mit Rücksichtnahme auf das bisschen Gepäck das wir mit uns herum fuhren. Dieser kleine Vorgeschmack tat unserer Vorfreude wirklich gut, sodass wir die letzte hälfte der Hinfahrt bis zum Ziel, dem Hotel „Zur Post“ in Balve – Eisborn, auch gut überstanden.
Nun hieß es erst mal ANKOMMEN und vor allem bei ein paar kühlen Getränken entspannen und den nächsten Tag in den Fokus nehmen.
Prost und schönen Abend!
Tag 2 – Angekommen
In diesem urigen Hotel schlief es sich wirklich gut, jedenfalls war niemand schlecht gelaunt aus seinem Einzelzimmer Richtung Frühstück gewackelt. Möglicherweise lag es auch an der schönen Aussicht.
Die grobe Planung fand am Vorabend statt, sodass wir nun in die Feinabstimmung gehen konnten. Los ging es um 9:30 Uhr. Die Tour, die Mika für diesen Tag netterweise zusammenstellte, hatte den verheißungsvollen Namen „3 Seen Tour“. Der Name war Programm!
Es ging los und der erste kleine Zwischenstopp fand in der Nähe von Wamel am Möhnesee statt, ganz fix ein paar Fotos gemacht und schon wieder ab aufs Moped.
Die schönen Kurven rund um die malerischen Seen laden wirklich zum träumen ein. Dennoch sollte man sich hier aufs wesentliche besinnen. Die Kurven im Sauerland sollte man nicht unterschätzen, wenn man aus der norddeutschen Tiefebene kommt. Vor allem kleine Bergabkombinationskurven haben es wirklich in sich. Augen auf und weiter des Weges die L856 entlang Richtung Hirschberg-Bache. Durch einen kleinen Schlenker über Warstein und den Stimmstamm entlang fuhren wir Richtung Arnsberg. Der nächstgelegene See war der schöne Sorpesee. Dieser sollte nun auch unser zweiter Rastpunkt sein.
Kurz waren wir verwundert, sollten wir doch tatsächlich mit unseren Motorrädern hier einen Parkschein lösen!? Naja aufregen bringt nichts, an Regeln haben wir uns schließlich alle zu halten. Bezahlt, getan und ab zur kleinen Imbissbude unmittelbar am See.
Kurz nach dem leckerem Essen staunten wir nicht schlecht, als dort eine riesiger Gruppe von einem niederländischen Harley-Club an der selben Stelle halt machte. Es waren um die 30 bis 40 Motorräder mit einer gewaltigen Geräuschkulisse. An ordentliches Parken oder gar ein Parkticket ziehen war nicht zu denken. Kaum standen sie kreuz und quer fuhren auf einmal einige Polizeimotorräder und Streifenwagen mit Blaulicht vorbei. Sicher wurden von uns und vor allem von den Niederländern einige nervös ob der Legalität ihrer Bikes und des fehlenden Parkscheins. Aber Fehlalarm: Eine wohltätiger Rennrad-Corso fuhr vorbei und wurde von eben diesen Polizisten eskortiert. Sie hatten schon etliche Kilometer hinter sich gebracht und etwa eine Millionen Euro für einen guten Zweck gesammelt. Dafür gabs von uns Nordlichtern natürlich erstmal einen respektvollen „Daumen hoch“.
Voller Elan ging es zurück auf die Böcke und weiter Richtung Sundern. Diese Tour war wirklich der Hammer: Kurve um Kurve schlängelten wir uns weiter durch diese tolle Gegend und umkreisten Meschede und den darunter liegenden Hennesee. Von dort aus wieder zurück zum Hotel. Die letzten 40 bis 50 Kilometer vergingen wie im Flug. Um ehrlich zu sein, wir waren alle ganz schön geschafft von diesen kurvigen 220 Kilometern am ersten Tag. Aber es war doch erst 15 Uhr …
Was blieb uns also anderes übrig, als bei einer kleinen Pause im Schatte vor unserem Hotel mittels TomTom eine kleine Impro-Tour zu planen.
Weiter ging es. Wir waren nur noch zu viert statt zu siebt. Der Rest der Gruppe wollte lieber ins Schwimmbad und in die Sauna. Diese nun circa 115 Kilometer lange Tour startete wieder Richtung Süden, doch nun an der zweiten Hälfte der Sorpesees vorbei. Am Sorpesee vorbei ging es Richtung Westen, in Kurzfassung durch Forsthaus-Linschede, Kracht, Affelner-Mühle, Altaffeln und Birnbaum. Die L619 von Eiringhausen/Leinschede Richtung Sundern-Allendorf war wieder ein Highlight! Wirklich großartige Serpentinen und tolle Bergaufkurven. Zurück zum Hotel wurde es nicht viel schlechter. Nur die Qualität der kleinen Nebenstraßen war teilweise schwer mit einem herkömmlichen Motorradfahrwerk zu ertragen. Dieses geholpere sollte sich bald rächen, aber dazu später mehr…. Und nein, gemeint sind nicht unsere Hinter und Rücken die zu diesem Zeitpunkt schon mehr als müde waren. Wir schafften es völlig fertig, aber sicher und glücklich zurück zum Hotel.
Ein Glück ließ das Abendessen nicht lange auf sich warten. Wir konnten bei ein paar eiskalten Getränken die Pläne für den nächsten Tag durchgehen.
Prost und guten Appetit!
Tag 3 – Abgefahren und Abgenervt
Heute sollte es eine etwas längere Tour werden. „1000 Kurven“ lautete der Name der geplanten Tour. Es waren rund 360 Kilometer, die gefahren werden wollten. Voller Vorfreude stürzten wir uns, direkt nach dem Frühstück, auf unsere Bikes und wollten sofort los. Heute noch früher als gestern: Startzeit war 9 Uhr.
Erstmal tanken. Mit halbvollem Tank kann man so eine Runde schließlich nicht antreten. Doch unsere Laune wurde spontan gedrückt. Bei Torstens schönen Monster 1200S klapperte und schepperte es im unteren Bereich des Motors, als er nach dem Tanken seine Diva wieder startete. Jörn stand direkt neben ihm und bemerkte sofort: „Ey dein kompletter Endtopf ist am wackeln“. Dem ersten Schock folgte Ernüchterung. Beide Schrauben seiner Auspuffhalterung hatten sich verabschiedet. Ärgerlich war es trotzdem. Der große Endtopf von SC Project war trotz Carbon Ausführung recht schwer. Jeder der mal einer Ducati besessen hat kann eines mit Sicherheit sagen, dass sich irgendwas an den Dingern immer los vibriert. Schnell mit Mika’s Werkzeug die beiden Schrauben aus der Abdeckkappe der Soziusfußrasten auf der Gegenseite gelöst und an die Auspuffhalterung geschraubt. Das Ganze noch mit zwei Kabelbinder von Hendrik abgesichert, falls sich nochmal etwas lösen sollte. Fertig. Es konnte weitergehen.
Der Unterbrechungen noch nicht genug, streikte jetzt auch noch die Navigation, obwohl wir die Routen beim Frühstück noch untereinander auf die TomTom’s verteilt hatten. Weder bei dem neueren, noch bei den älteren TomToms funktionierte die Routenführung einwandfrei. Es war wirklich zum verzweifeln. Die Navigationsgeräte versuchten uns immer zurück zum Hotel zu leiten. Egal was wir versuchten, egal welche Optionen wir durchgingen, nichts funktionierte. Nach etwa einer Stunde, die wir uns in Kreisbahnen ums Hotel bewegten und die immer gleichen kleinen Sträßchen fuhren, brachen wir die geplante und gespeichert Tour ab. Wir und verfolgen einer anderes Ziel: Die TomToms sollten uns, über eine möglichst kurvige Strecke direkt nach Winterberg leiten!
Alte Route gelöscht, neue Route in Angriff genommen und siehe da, alles funktionierte problemlos. Die Strecke war sehr schön. Neben super kleinen Nebenstraße, die so unübersichtlich waren, dass man sich wirklich konzentrieren musste, gab es einige sehr gut ausgebaute, breite Straßen mit langgezogenen Kurven, die man problemlos mit über 120 km/h in angenehmer Schräglage hätte fahren können. Es ist gerade diese Abwechslung die das Sauerland so interessant und unvorhersehbar macht.
Am Winterberg angekommen mussten wir uns erst einmal einen Rastplatz für die Mittagspause erkämpfen, denn bei dem Glück das wir an diesem Tag schon hatten, haben wir uns mitten in eine Dirt-Bike-Rallye mit Start am Winterberg navigiert. Ziemlich voll, überall Autos und über Baustellenampeln gesteuerter Verkehr. Das machte uns diese Suche nicht einfacher, aber wir kamen schließlich an einer kleinen Hütte im Wild-West-Stil an und haben uns dort für eine Pause draußen auf die Veranda niedergelassen.
Nach dieser ausgiebigen Verschnaufpause beschlossen wir uns aufzuteilen. Die, für die der Tag schon lang und anstrengend genug war, machten sich auf den Rückweg zum Hotel. Die restlichen fünf Piloten beschlossen, die Gegend um Winterberg zu erkunden. Eine kleine „Rundtour“ mit circa 120 Kilometer Länge durch die verschlafenen Örtchen der Umgebung.
Es ging die L640 runter Richtung Altastenberg im Westen. Grandiose Serpentinen begleitet von einem atemberaubenden Panorama waren die Belohnung des „Durchhaltens“, wenn man es so nennen möchte. Kurz angehalten, um ein paar Erinnerungsfotos zu schießen und dann, keine Zeit verlieren, direkt weiter über die Dörfchen Gellinghausen (L740), Rimberg (L776) und Ebbinghof (K36) Richtung Schmallenberg. Weiter über die K17 und die B236 zurück auf den Winterberg. Dann rüber auf die andere, östliche Seite des Winterbergs. Hier fuhren wir ein paar kleine Schlaufen, die aber im Vergleich zur Westseite kaum der Rede wert waren. Es waren dennoch sehr schön strecken dabei. Eingekehrt wurde dann mitten in der Fußgängerzone im Kurort Winterberg in einem hoffnungslos überrannten Eiscafé.
Nach der kleinen Eispause sollte es zurück zum Hotel gehen. Mika hatte wieder die Tour geplant, Nils sollte sie, wie schon die Tour zuvor, anführen. Was für ein Rückweg! Eins der Highlights der ganzen Tour. Erneut 125 Kilometer, nicht die direkte Route, sowas macht man als Motorradfahrer schließlich nicht. Gestartet wurde nun Richtung Süden und über Repprighausen und Vorwald gen Westen zu ähnlich schönen Serpentinen wie oben schon geschrieben. Es sollte nur noch besser werden! Die K20 und die L880 (auf die K29) hatten ebenfalls nochmals besonders knackige Kurven im Angebot. So ging es weiter und die Strecke zog sich, im positiven Sinne, arg in die Längen. Diese Rückroute hatte es in sich. Wir nahmen jede Kurve mit, war das Dorf auch noch so klein und die Straßen noch so schmal, ganz egal, es wurde genossen.
Völlig fertig und ohne Pause auf der letzten Etappe von Winterberg zurück kamen wir gegen 19 Uhr im Hotel an und brauchten nun erst mal einen Moment „gesunde Distanz“ zwischen uns und den Mopeds. Zum Glück gab es bald Essen und das Hotel hatte unseren Essenssaal sogar mit einem Beamer für das Champions League Finale ausgestattet. Ein wirklich gemütlicher Abend.
Gute Nacht und bis morgen.
Tag 4 – letzter Tag und Abreise
Der erste Tag an dem man sich nicht so sehr freut morgens aufzuwachen. Nicht falsch verstehen! Das Hotel und die Landschaft waren nach wie vor grandios. Aber es heißt Abschied nehmen von den Kurven und die Rückreise antreten. Nach dem Frühstück ging es ans bezahlen. Wir wollten wieder pünktlich um 9:30 Uhr starten, um der vorhergesagten Hitze von bis zu 35 Grad zu entgehen. Am Vorabend gab es bezüglich der Abfahrtszeit unterschiedliche Meinungen, aber am Ende haben wir uns geeinigt.
Nachdem das Gepäck verstaut war ging es zuerst Richtung Osten, Kilometer machen. Wir hatten geplant zumindest die Hälfte der Strecke hinter uns zu bringen, bevor die Mittagshitze uns erwischt. Nach anfänglichen unerwarteten Startschwierigkeiten, die 1100er Monster von Nils wollte anscheinend noch nicht nach Hause oder das ganze Gepäck gefiel der Diva nicht, gab es keine großen Zwischenfälle mehr auf der Reise nach Hause. Nachdem uns Mika zuerst mit dem TomTom Richtung Paderborn navigierte, übernahm Torsten irgendwann die Führung durch ihm bekannteren kurvige Gefilde rund ums Weserbergland. Großes Lob an dieser Stelle nochmal an Thorsten: Du hast uns mal wieder den schönsten und wirklich kurvenreichsten Rückweg beschert, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können! Leider holte uns die Hitze schnell ein und wir haben zugesehen, dass wir, wenn wir mal Pause gemacht haben, auch im Schatten gestanden haben.
Sehr schön war wieder die Pause im Eiscafé Venezia, das wir schon vom Hinweg kannten. Allerdings aus zweierlei Gründen. Grund Nummer Eins: Wir wussten, dass wir schon mal mehr als die Hälfte der Strecke nach Hause hinter uns gebracht haben, bei den Temperaturen ein Fakt über den wir uns im Stillschweigen wahrscheinlich sehr einig waren. Grund Nummer Zwei: Spaghetti-Eis und Espresso vom echten Italiener.
Danke
Abschließend bleibt nur noch zu sagen: Vielen vielen Dank an alle, die diese Tour möglich gemacht haben. Es war ein schönes Erlebnis für den Club und für alle, die mitgemacht haben
Auf das nächste mal, bis dahin lässt der Club noch bei anderen Gelegenheiten die Sau raus 🙂 versprochen 😉